Pilgerreise 2008

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Malerei

Albert Borchardt auf dem Jakobsweg in NRW von Paderborn nach 4. Juni – 24 Juni 2008

 

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"HOMO VIATOR – DER MENSCH IST EIN PILGER"
Albert Borchardt,
Wanderung auf den Jacobswegen

Vor der Landschaft entstehen sehr schnell kleinformatige Bilder in Serie, Ende offen. Die Motive findet Albert Borchardt praktisch überall, was nicht heißt, dass er alles malt. Es sind Bildausschnitte/Bildanschnitte, die seine sehr persönliche Sichtweise einer Landschaft wiedergeben und sich dem touristischen Blick entziehen und gerade deswegen für denjenigen, der sich in dieser Landschaft bewegt und sich mit ihr verbunden fühlt bei aller strengen Reduzierung wieder findet.

Sei es die eigene Landschaft vor dem Atelier um Aachen, die norddeutsche Tiefebene um Worpswede, die Weinberge in der Pfalz, die Sächsischen Schweiz, Florenz, die Alpen in Südtirol, am Niederrhein, das Donauried um Wertingen oder wo immer Albert Borchardt sich gerade befindet, die Erfassung der Bilder geht einher mit einer sehr klaren konzeptuellen Strategie.

Zuerst wird Kartenmaterial geordnet, die Wege im Vorfeld genau geplant und immer wieder abgelaufen um schließlich in kurzer Maldauer notiert zu werden.

Die Bildergebnisse werden installationsgleich in den Ausstellungsräumen präsentiert und zeugen von Ordnung, Maß und disziplinierter Strenge. Es ist ein Organisationsprinzip, das seinem malerischen Ansatz die konzeptionelle Strategie zur Seite stellt. Das Einzelbild wird kompatibel zu seinen Mitbildern, ohne dabei an individueller und visueller Kraft einzubüßen. Es ist, als wolle Albert Borchardt die strukturale Essenz seiner Betrachtungsweise nach außen kehren und gleichzeitig dem Betrachter einen Weg vorgeben, damit er sich in den Ausschnitten, in den Fragmenten der gemalten Visionen nicht verliert.

So ist es für Albert Borchardt, fast zwangsweise selbstverständlich, sich den Jakobswegen zu widmen. Kommen diese Wege doch seiner Arbeitsweise in gerade zu Idealerweise entgegen – ein Netz von Verbindungswegen, Ideellerweise ein Netz, das den Transfer von Ideen, von Kunst und Kultur zwischen den Regionen und Nationen dient. An den Pilgerwegen lässt sich die Kulturgeschichte Europas, der Gedankenaustausch und Transfer ablesen und sind somit eine Kulturstraße par excellence, sie sollen und können dazu beitragen, Entfernungen, Grenzen und Sprachbarrieren zu überwinden.
Wer die Welt erfahren will, muss sich den Wegen anvertrauen.

Im Jahr 1987 veröffentlichte der Europarat eine Deklaration, in der den Jakobswegen größte symbolische Bedeutung für die Entstehung Europas beigemessen wird. Es wird dazu aufgerufen, diese Wege mit wissenschaftlichen Mitteln zu erforschen, zu kennzeichnen und zu pflegen, um diese bedeutende Kulturstraße Europas ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.

Der Mensch braucht Erde unter den Füßen, sonst verdorrt ihm das Herz“, sagt Gertrud von le Fort in unsere Zeit hinein und bringt uns auf das menschliche Maß unserer Bewegung zurück, dem auch die Sinne folgen können.
So erwandert Albert Borchardt seinen Weg nach Santiago de Compostela.

Wie es seiner Arbeitsweise entspricht geht er nicht nur einen Weg einfach entlang, er sucht sich verschiedene Ausgangspunkte, gleich wie es das europäische Wegezeichen mit seinen Strahlen symbolisiert. Wege durch Europa, die in ihrem Ziel Santiago de Compostela zusammen laufen.

Nach dem „Schwabenweg“ Ulm-Konstanz folgt nun der Wegabschnitt quer durch NRW mit dem „Westfälischenweg“ und dem „Rheinischenweg“. Der Weg der Jakobspilger folgt dem historischen Hellweg und wird auf dem Weg Wuppertal-Aachen weitergeführt.

Paderborn, Geseke, Erwitte, Bad Sassendorf, Soest, Werl, Unna, Dortmund, Hattingen, Essen und entlang der Ruhr dann Richtung Wuppertal und von dort über Köln nach Aachen.

Die Pilgerfahrt ins nordspanische Santiago de Compostela hat eine Tradition, die bis in das Mittelalter zurückgeht. Seit der Entdeckung des angeblichen Grabes des Apostels Jakobus d. Ä. im 9. Jahrhundert ziehen kontinuierlich Pilger aus ganz Europa nach Gallizien. Seit dem 10. Jahrhundert sind Pilger aus Deutschland, nach bisherigen Forschungsstand seit dem 12. Jahrhundert auch aus Westfalen bekannt.

Der Hellweg, ursprünglich unter Karl dem Großen eine wichtige Versorgungsverbindung bei der Eroberung Sachsens, war nicht nur eine Handelsroute, die von Kaufleuten bereist wurde, sondern auch von Pilgern aus dem Norden.

Heute laufen am ehemaligen Hellweg zwei wichtige Fernstraßen entlang und wir treffen zwischen Paderborn und Dortmund häufig auf den Namen Hellweg, der an die wichtige Straßenverbindung in Westfalen erinnert.

Der Wanderweg wird zum Pilgerweg, wenn wir unsere Sinne öffnen und im ruhigen Voranschreiten alles in uns aufnehmen, an dem wir vorüberziehen.

Ergebnisse der Wanderung werden unter dem Titel „Westfälischer Jacobsweg - Paderborn – Hattingen“ in der Galerie da entlang in Dortmund ab dem 27. Juli bis zum 17. August gezeigt.

1961 geboren in Hitzhof/Siegkreis | 1983-89 Studium an der Fachhochschule Aachen | 1990 Villa Romana-Preis,
einj. Aufenthalt in Florenz und weitere Stipendien, Preise und Ausstellungen | ab 2007 Wanderungen durch Europa entlang der Jacobswege nach Santiago de Compostela.


 
Albert Borchardt unterwegs Albert Borchardt unterwegs Albert Borchardt unterwegs
Albert Borchardt unterwegs auf dem Jakobsweg Paderborn – Aachen 2008 Foto: David Borchardt
BeckumAusstellungssituation Stadtmuseum Beckum 2004/05
Ausschnitt der Arbeitsergebnisse während der Pilgerreise „Schwabenweg“ Ulm – Konstanz 2007
ulm
Mehr unter Galerie Tobias Schrade

©VG-Bild-Kunst, Bonn


 

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Albert Borchardt auf dem Jakobsweg in NRW von Paderborn nach 4. Juni – 24 Juni 2008

 

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© Albert Borchardt

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